TRAUNSTEINER TAGEBLATT · 24.07.2018
Gitarrenkonzert im Kloster Seeon

Fünfte Gitarren-Jahreszeit · Essener Duo begeisterte mit Werken von Vivaldi bis Händel

Von Kirsten Benekam


Musikalischer Höhenflug mit zwei Gitarren: Stefan Loos (rechts) und Bernd Steinmann (links).

Seeon. Im Rahmen der Chiemgauer Kulturtage gab es in der Kirche Sankt Walburg des Kultur- und Bildungszentrums Kloster Seeon ein Gitarrenkonzert der Extraklasse. Die hervorragende Akustik der Frauenkirche ist wie gemacht für den Klang der Zupfinstrumente. Der Widerhall vom Altarraum hin ins Kirchenschiff vermittelte den Eindruck, dass da nicht zwei, sondern gleich doppelt so viele Gitarren zu hören waren. Ein bemerkenswertes Klangerlebnis, das die beiden Gitarrenvirtuosen aus Essen voll zu nutzen wussten.
Bernd Steinmann und Stefan Loos mögen äußerlich ganz unterschiedlich aussehen, indem, was sie tun, wirken sie wie Brüder. Die beiden gehen in ihrem Spiel mit empathischer Kompetenz aufeinander ein und finden so immer die richtigen Einsätze. Mit ihren Gitarren sprechen sie die selbe Sprache, eine Fähigkeit, die sich vermutlich bei der über 25-jährigen internationalen Konzerttätigkeit entwickelte. Ein Ohrenschmauß für die Konzertbesucher, die sich über „Barocke Klänge“ berühmter spanischer und italienischer Meister freuen durften. Die fünfsätzige Suite in A-Dur für zwei Gi­tarren von Giovanni Battista Ma- rella dürfte für die meisten Zuhö­rer unbekannt, dafür umso spannendergewesen sein. In ihrer Variationsvielfalt mit vielen rhythmischen Wendungen wirkte sie stimmungsaufhellend und war die ideale Konzerteröffnung.
Weiter ging es mit zwei Sonaten des italienischen Komponisten Domenico Scarlatti. Scarlattis Hauptbedeutung liegt in seinen Cembalosonaten, die zu den originellsten ihres Genres im 18. Jahrhundert zählen. In Gitarrenbearbeitung begeisterten sie die Konzertbesucher in der Interpretation des Essener Duos, mit hoch anspruchsvollen Grifftechniken und Klangfarbenreichtum. Mit Antonio Vivaldis Konzert in G-Dur in drei Sätzen sowie seinem Konzerten in D-Dur fühlten sich die Zuhörer in bekannten italienischen Klangräumen: Teils ruhig und verträumt in leisen Melodien, dann wieder temporeich und temperament­voll, machten die beiden Werke Laune und eröffneten eine neue „Fünfte Gitarren-Jahreszeit“, für die es kräftigen Beifall gab.
Zu Georg Friedrich Händels Passacaille hatte offenbar ein vor der Eingangstür in einem Baum sitzender Zilpzalp ordentlich etwas zu sagen. Kräftig zwitscherte er im passendem Tempo mit, musste sich jedoch der außerordentlichen Interpretationsgabe der beiden Gitanenvirtuosen geschlagen geben. In dem letzten Werk des Gitarrenkonzerts schien es fast so. als wollten sich die Musiker an ihren Gitarren gegenseitig zu Höchstleistungen herausfordem. In den fünf Stücken des spanischen Komponisten Gaspar Sanz wurden noch einmal alle Register spieltechnischer Musizierkunst gezogen und die Stimmung regelrecht hochgepeitscht Letztlich gerieten die beiden „Brüder“ in (Wett-) Streit und garnierten ihre Virtuosität mit sattem komödiantischen Talent. Riesenapplaus und eine spanische Zugabe im Flamenco-Stil beschlossen das Konzert. Beim Verlassen der Kirche zwitscherte der Zilpzalp wieder. wenn auch zurecht ein wenig neidisch.


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